Katzenvideo-Croquis. Naturstudien mit YouTube

Ein klassisches Croquis ist eine Zeichnung nach der Natur und befasst sich meist mit dem menschlichen Körper. Oft wird es als Möglichkeit genutzt, Proportionen, Bewegungen oder Posen skizzenhaft einzufangen und wird in kurzer Zeit angefertigt. Dabei aktiviert das schnelle Zeichnen aus der Beobachtung die rechte Seite des Gehirns und ermöglicht einen intuitiven Zugang zum gezeichneten Objekt und seinen Umrissen. Im Zeitalter des Internets sind Katzen zum Gegenstand unzähliger YouTube-Videos und Memes geworden. Daher liegt es nahe, den Fokus auch einmal auf Katzen statt auf Menschen zu lenken und sich in diesem Unterrichtsentwurf einer anderen Spezies mit Hingabe zu widmen. Trainiert wird die Beobachtungsfähigkeit, die in vielen Bereichen des Lebens benötigt wird.

Das Zeichnen nach Beobachtung ist eine klassische Übung, die die Koordination zwischen Auge und Hand trainiert. Es erfordert Konzentration, Geduld und ein paar grundlegende Handgriffe, wie das Messen mit dem Bleistift oder das Beachten des negativen Raumes. Annahmen müssen den tatsächlichen Beobachtungen weichen. Ziel ist es, in jeder Situation aufmerksamer zu werden; verbesserte Zeichenfähigkeiten sind hier ein Nebeneffekt.

Traditionell dreht sich das Croquis um den menschlichen Körper. In diesem Fall werden Menschen durch Katzen ersetzt – Begleiterinnen der menschlichen Spezies auf der ganzen Welt, die seit mehr als einem Jahrzehnt überall im Internet zu finden sind. Sie haben eine ausdrucksstarke Körpersprache beim Jagen, Schlafen oder Dehnen. Sie scheinen die Bedürfnisse des Menschen meist nicht zu berücksichtigen, und im Gegensatz zu Hunden suggerieren sie die Möglichkeit einer Existenz ohne menschliche Zuwendung.

Die Fähigkeit aus der Beobachtung zu schöpfen, ist nicht nur für diejenigen von Vorteil, die später in einem auf das Visuelle ausgerichteten Beruf arbeiten wollen. Stattdessen ist die Übung für alle Schüler*innen relevant; sofern sie im Sinne eines Prozesses betrachtet wird, bei dem die resultierende Zeichnung eine geringere Bedeutung hat. Diese (Unterrichts-)Einheit ist nämlich in Wirklichkeit ein Training im Menschsein – getarnt als Zeichenübung. Genaue Beobachtung und das Bewusstmachen der eigenen Annahmen sind Fähigkeiten, die in jeder Art von Begegnung benötigt werden, sei es mit einem Gegenstand der Forschung oder mit einer neuen Umgebung.

„Unter einem Croquis [kʁɔˈki] versteht man generell eine Entwurfszeichnung oder -malerei (siehe auch Skizze). Anwendung findet der Begriff in der Kunst und in der Kartographie. In der bergmännischen Vermessung wird der Begriff hauptsächlich für eine grobe zeichnerische Darstellung von Grubenfeldern verwendet.“ (Wikipedia: Croquis)

Aufgabe 1: Achte im Katzenvideo auf gute Standbilder. Rufe „Stopp!“, wenn du eins siehst.

Aufgabe 2: Zeichne und beobachte gemäß den Anweisungen. Nutze deine Zeit gut: Du hast genügend Zeit, um sorgfältig zu arbeiten und Details zu zeichnen, also lass dich nicht hetzen, aber bleibe auch nicht zu lang an einem einzelnen Detail.

Tipp: Beobachte genau. Schau dir z.B. die Ohren an. Sind es identische Dreiecke oder ist eines von ihnen aufgrund des Winkels, von dem aus du es siehst, viel schmaler? Du kannst dir auch die Katze innerhalb einer Form vorstellen und diese als Ausgangspunkt für deine Zeichnung verwenden. Das wird dir helfen, die räumliche Darstellung einer jagenden Katze richtig einzuschätzen!

Aufgabe 3: Wiederhole diesen Prozess. Achte auf weitere Anweisungen und wende neue Beobachtungsmethoden an.

Wiederhole diese Schritte so oft wie möglich

Eine Videocompilation mehrerer Katzenvideos wird im Klassenzimmer projiziert. Jede*r kann „Stop!“ rufen, wenn er/sie ein gutes Standbild sieht. Das Video wird dann für eine drei- bis fünfminütige Zeichenphase angehalten. Die Schüler*innen werden angeleitet, nach Beobachtung zu zeichnen. Sie können dabei ihren Bleistift nutzen, um eine horizontale oder vertikale Linie zu bilden und damit die Umrisse und Größenverhältnisse der Katze vergleichen. Das Messen mit einem Bleistift ist hilfreich, um Proportionen und Winkel zu beobachten. Dabei wird ein Arm ausgestreckt, der Bleistift senkrecht gehalten, ein Auge geschlossen und mit Hilfe des Daumens gemessen. Bei einer sitzenden Katze kann zum Beispiel den Kopf mit der Gesamtgröße der Katze verglichen werden. Diese Schätzung der Größenverhältnisse können Schüler*innen bei der Erstellung der Zeichnung helfen.

Alle Zeichnungen werden auf einem Blatt Papier gemacht, jede Katze hat dabei ungefähr die Größe einer Faust. Bei Bedarf kann mehr Papier benutzt werden. Zwischen den Katzen werden weitere Anweisungen gegeben, wie z.B. zum Betrachten von Proportionen (Länge der Beine vs. Länge der Wirbelsäule) oder negativen Räumen. – Der negative Raum ist der Raum um und zwischen den Objekten eines Bildes. So hat beispielsweise in einem Bild einer wandelnden Katze der negative Raum zwischen Kopf und Vorderbein eine beobachtbare Form. Ein ähnliches Beispiel ist der Abstand zwischen zwei Bäumen. Dies kann als Hilfe dem Zeichnen dienen.

Schritt 1
Bereite das Klassenzimmer vor, indem du eine Katzenvideo-Compilation z.B. auf YouTube öffnest und den Beamer testest.

Schritt 2
Stelle deiner Gruppe das Thema und die Aufgaben der Stunde vor. Sprecht darüber, wie man Proportionen und Linien durch Ausstrecken des Bleistifts beobachten kann. Lasse die Klasse üben, indem sie sich gegenseitig anschauen, um zunächst die Proportionen von Gesichtern genau zu beobachten.

Schritt 3
Weise deine Gruppe an, sich ein Katzenvideo oder eine Compilation anzusehen und zu beobachten. Wenn jemand eine Katze in einer interessanten Pose sieht, kann er/sie „Stop!“ rufen.

Schritt 4
Die Schüler*innen zeichnen für 3-5 Minuten eine Katze in der Größe einer Faust. Sie behalten das Objekt so weit wie möglich im Auge und hören auf, wenn die Zeit abgelaufen ist.

Schritt 5
Die Schüler*innen fahren mit der nächsten Katze fort, wobei sie auf dem gleichen Blatt Papier zeichnen. Sprecht über den negativen Raum und achtet diesmal besonders auf diesen Aspekt.

Schritt 6
Wenn die Zeit abgelaufen ist und mehrere Katzenzeichnungen erstellt wurden, können die Schüler*innen den Katzen Namen geben.

Schritt 7
Seht euch die Zeichnungen zusammen an. Welche Katzen scheinen lebendig zu sein und warum?

Bonus: Die Schüler*innen zeichnen ein Bild, das auf dem Kopf steht, um aktiv mit der rechten Gehirnhälfte zu zeichnen, d.h. die Beobachtung zu verbessern. Dies kann mit Hilfe eines Screenshots gemacht werden, der auf dem Bildschirm gedreht wird.

  • Zeichenpapier A3
  • Bleistift 2B
  • Timer
  • Beamer
  • Laptop
  • Katzen-YouTube-Video

Literatur

  • Gottfried Bammes: Complete Guide to Drawing Animals. Search Press Ltd 2013/2001.
  • Betty Edwards: Drawing on the Right Side of the Brain. Tarcherperigee 2012/1979.
  • Donna Haraway: The Companion Species Manifesto. University of Chicago Press 2003.
  • Donna Haraway: When Species Meet. University of Chicago Press 2007.

Mehr zu Katzen im Internet

Tutorials

  • Ich benutze keine speziellen Tutorials für diese Aufgabe, aber als Suchbegriffe schlage ich vor: Croquis, Zeichnen nach Beobachtung, Katzen zeichnen. Online finden sich hier viele gute Schritt-für-Schritt-Anleitungen.

     

Max. Teilnehmer

25

Dauer

75-90 min

Zielgruppen

Schüler*innen

Benötigtes Vorwissen

Erfahrung beim Zeichnen nach Beobachtung, Bereitschaft zum Verlernen

Erster Einsatzkontext

Das erste Mal umgesetzt in der Lyceiparkens skola (Alter 13–15), Porvoo, Finland

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