Der Sinn des Nutzlosen oder why we definitely need more useless machines

Das Projekt knüpft an die wachsende Making-Bewegung im Feld der Ästhetischen Erziehung und kulturellen Medienbildung an, bricht aber mit dem Diktat der Zweckrationalität und eröffnet neue Gestaltungsspielräume im Erschaffen sinnloser Maschinen. Die hinter den omnipräsenten Interfaces und Displays liegende Blackbox der Rechner wird explorativ be- und erforscht und grundlegende Strukturen der Digitalisierung werden offengelegt. Als Beispielprojekt dient dafür die (berühmte) "useless box", welche mithilfe eines Calliope mini gebaut und programmiert wird.

Im Internet der Dinge wird alles zum Teil des globalen Netzwerks; alles wird/kann (selbst) gesteuert, kontrolliert und programmiert (werden). Die Verzahnung von digitaler und physischer Welt – die Verbindung von Stofflichkeit und Zeichenhaftigkeit – wird als eine grundlegende Form der Digitalität (Stalder 2017) im Selbst-Machen, Selbst-Erfinden und Selbst-Erfahren – als Modi der Erschließung von Welt – (be-)greifbar. Konkrete, haptische Erfahrungen und Materialien verweisen auf abstrakte Konstruktionen und regen zum kritischen und reflektierten Denken an. Gerade ästhetische Erfahrungen brechen Strukturen von Kulturalität, Medialität und Normativität auf und machen diese erfahr- und reflektierbar. Poetische Spielzüge (Allert/Richter 2017), die das Korsett der Funktionalität unterwandern und Gestaltungsspielräume offenhalten, hinterfragen die Prozesse unserer (sozialen) Welt und die Formalisierung unserer (sozialen) Praxis. Die useless box – eine Maschine, deren einzige Funktion das Nicht-Funktionieren ist und die sich lediglich selbst ausschalten kann – steht beispielhaft genau im Spannungsverhältnis nicht gestellter Fragen, nicht gegebener Antworten und der Fantasie Gewissheit alles und jeden kontrollieren zu wollen können.

Entwirf und entwickle eine sinnlose Maschine. Welche Maschine braucht es deiner Meinung nach ganz dringend nicht?! An welcher Stelle könnte eine Maschine eher hinderlich sein – einen Prozess, eine Situation erschweren? Beim Gestalten und Erfinden sind dir keine Grenzen gesetzt!

*Im Beispielprojekt wird die useless box als Objekt vorgegeben bzw. gezeigt, wie diese konstruiert ist. Auch die Vorgabe eines bestimmten Objektes lässt noch viele unterschiedliche Möglichkeiten zu. Die grundlegende Idee bleibt die gleiche, es können aber zum Beispiel die Reaktionen (Moves) der Box unterschiedlich programmiert und das gesamte Erscheinungsbild der Box kann individuell gestaltet werden. Wenn das Grundobjekt/die sinnlose Maschine nicht vorgegeben wird, ist es natürlich interessanter, jedoch auch wesentlich aufwendiger. Hier muss die Workshop-/Projektleitung entscheiden, welche Möglichkeiten zur Verfügung stehen.

Die Projektteilnehmer*innen sollten sich zunächst offen der Fragestellung widmen und aus Gedankenexperimenten heraus eigene Ideen für sinnlose Maschinen entwickeln. Welche Daseinsberechtigung haben sinnlose Maschinen und könnte es einen Grund geben sie zu entwerfen und zu bauen, auch wenn sie keine Funktion erfüllen?

Während des Projektes sollten die Teilnehmer*innen in 2-3er Gruppen arbeiten. Größere Gruppen sind oft hinderlich und alleine wird beim Making sowieso nie gearbeitet.

Am Ende des Projekts empfiehlt es sich auf jeden Fall noch genügend Zeit für eine kurze Präsentationsrunde zu haben. In dieser können die Projektteilnehmer*innen sich die unterschiedlichen Maschinen und Konstruktionen gegenseitig vorstellen und gemeinsam genießen. Es ist oft verblüffend, welche Maschinen entwickelt und welche nicht vorhandenen Probleme mit diesen gelöst werden.

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Beispielprojekt, bzw. -objekt: useless box

Im Folgenden gibt es Konstruktionshinweise, wie die useless box mit Hilfe des Calliope mini gebaut werden kann. Der Calliope mini ist ein MicroController, der in Deutschland speziell für den Einsatz in der Schule entwickelt wurde und der sich bildbasiert programmieren lässt. Den dafür notwendigen Editor und weitere Hinweise und Informationen findet ihr auf der calliope.cc Seite oder in den aufgeführten Links.

// Konstruktionshinweise (vgl. Beispiel-Ergebnisse)

(i) Zunächst müssen die Grove-Stecker mit den Servos, dem Batterie-Anschluss und den Kippschaltern verbunden werden. Falls ihr nicht löten könnt, könnt ihr die Verbindungen auch kleben (abisolierte Enden zusammendrehen und anschließend mit Isolierband umwickeln). Ich empfehle aber definitiv die Verbindungen zu löten, da die Suche nach losen Verbindungen sonst viel Zeit und Nerven kosten kann. Welche Kabel miteinander verbunden werden müssen, könnt ihr dem Schaltplan (#handmade) entnehmen. 

(ii) Ihr benötigt eine ausreichend große Box. Der Deckel muss so vorbereitet werden, dass er sich zur Hälfte öffnen lässt. Das Aussehen der Box kann frei gestaltet werden.

(iii) Nun wird die gesamte Elektronik an den Calliope mini angeschlossen und zusammengesetzt. Es folgt die Hand, die mit der Heißklebepistole auf einen der Servos aufgeklebt wird. An den anderen kommt eine Verlängerung, damit er die Klappe aufhalten kann. Anschließend werden die Servos und der Kippschalter (2polig) in der Box befestigt. Nun bohrt ihr an eine Stelle, an die die Hand gut hinkommt, ein Loch in den festen Teil der Klappe und montiert den anderen Kippschalter (3polig).

(iv) Als letztes wird der Calliope mini programmiert und die unterschiedlichen Reaktionen (Moves) mit den jeweiligen Hand- und Klappenservo-Einstellungen ausprobiert // [Hinweis: Dies kann etwas frickelig sein, da es teilweise auf kleine Gradangaben ankommt – einfach ausprobieren und vor allem der Fantasie an coolen Reaktionen und Moves keine Grenzen setzen!]

*Unter ‚Beispiel-Ergebnisse‘ findet ihr viele Bilder, die beim Nachbauen und freien Gestalten helfen!

Werkzeug Lötkolben, Heißklebepistole, Schraubendreher, Zange, ….

Materialliste Beispielprojekt useless box: Calliope mini mit Batteriefach, 9V Batterie mit Anschluss, Kupferlitze, 2 Servo-Motoren (stark genug für die Klappen und einer muss die Spannung der 9V Batterie aushalten), Kippschalter (3 polig), Kippschalter (2 polig), 2 Grove-Stecker (oder 1 Kabel mit 2 Steckern, dieses dann einfach durchschneiden), (Holz-)Box, (Hand von einer Winkekatze, Stofffetzen)

Video

Links undso

  • Der bekannteste MicroController ist wohl der Arduino. Seine Community ist bereits weltweit vernetzt und tauscht rege Entwürfe und Ideen aus. Einfach mal im Netz danach suchen.

  • Henrike Boy gibt einen guten und knappen Überblick über die Grundstrukturen der Making-Bewegung. Zu finden hier auf dem Blog.

  • Der Calliope mini ist ein MicroController, der in Deutschland speziell für den Einsatz ab der Grundschule entwickelt wurde. Er kann mit bildbasierten Programmiersprachen programmiert werden und wird auch im Beispielprojekt benutzt. Viele Beispiele, Tipps und die Editoren findet ihr unter calliope.cc.

  • Fachzeitschrift (von c’t) und Austauschplattform für die Making-Bewegung in Deutschland

  • Sie baut shitty-robots und noch viele weitere lustige Dinge. Unbedingt ihren Youtube-Channel besuchen!

Literatur

  • Allert, Heidrun/Richter, Christoph (2017)
  • Stalder, Felix (2016/17)

Max. Teilnehmer

25

Dauer

180 Minuten min

Benötigtes Vorwissen

An dieser Stelle wird als Beispielprojekt die (berühmte) useless box mit einem Calliope mini gebaut. Es kann/darf/soll/muss natürlich auch jede erdenkliche andere sinnlose Maschine programmiert/gebaut/gebastelt/gesteckt/geklebt/geschliffen/geschraubt/gelötet/gemalt/… und anschließend auf die Menschheit losgelassen werden!

Grundkenntnisse von Elektronik sind hilfreich sowie alle Arten von Materialkenntnissen // Löten ist sowieso immer gut. // Je nach sinnloser Maschine sind diese Vorkenntnisse mehr oder weniger wichtig.

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